„Kurjier Polski“ vom 18. Dezember 1932

Totalverriss der französischen Filmversion in Warschau

Am 13. Dezember 1932 lief die französische Filmversion „Rivaux de la Piste“ unter dem Namen „Olimpiada miłości“ zum ersten Mal in Polen, genauer im Warschauer Kino „Palac“. An diesem Kino war die Ufa damals Anteilseigner.

Die Filmkritik, die wir dazu in der Universitätsbibliothek Warschau finden konnten, ist niederschmetternd. Sie stammt aus der Zeitung „Kurjier Polski“ vom 18. Dezember 1932.

Vorab dazu noch eine Anmerkung von den beiden Übersetzern, die wir hier zu Rate gezogen haben. Die Übersetzung ist richtig, jedoch hat der Filmkritiker einige Passagen sarkastisch gemeint, was an manchen Stellen verwirrend wirkt.

Olympiade der Liebe”
(Palace)

Der am meisten geheimnisvolle und faszinierende Moment in dem hochinteressanten Film ist sein Titel.

Warum „Olympiade” und warum ”Liebe”? Den sportlichen Faktor repräsentieren zugegebenermaßen die Radsportler, den erotischen hingegen eine Diebstahlgeschichte von Ersatzrädern. Schwerlich kann man die „krummen Geschäfte“ der Profis aber Olympiade nennen und die melodramatischen Gespräche über Gefühle und Edelmut als Liebe bezeichnen.

Da wir keine andere Wahl haben, als den Titel zu akzeptieren, befassen wir uns nun mit der Analyse des Films selbst.

In dem Aufbau des Drehbuchs fehlt vor allen Dingen die notwendige Komposition. Die Handlung schleppt sich durch 3/4 des Films, um am Ende in einem Feuerwerk des Tempos und Dynamik in einem Radrennen auszubrechen.

Den ganzen Film hindurch bereitet uns Regisseur Serge de Poligny (Produktionsleiter Zeisler) auf das Rennen vor, er tut es aber so ungeschickt, langweilig und langsam, so dass der Abschlusseffekt ausdruckslos verpufft.

Dies verstärkt sich auch dadurch, dass wir so an Happy Ends gewöhnt sind, dass wir von vornherein erahnen können, wie das Rennen ausgeht, trotz allen Anscheins, Absprachen und Abmachungen.

„Olympiade der Liebe” sündigt dazu noch mit der theatralischen Form und wusste nicht, eine ganze Reihe von interessanten Momenten filmisch zu nutzen. Schauspielerisch ist der Film schwach, weder Prejean noch seine Partnerinnen können durch ihr Spiel die Fehler und Unzulänglichkeiten des Drehbuchs wieder gut machen.

Als einzige hebt sich Madeleine Guitty, als Mutter des Haupthelden, positiv ab.

Montage, Aufnahmen und Ton sind durchschnittlich.