„Bremer Nationalsozialistische Zeitung“ vom 19. Dezember 1932

Metropol-Theater

„Strich durch die Rechnung“

In den Film geht man eigentlich immer mit einem kleinen Vorgefühl der Erlösung, der Freude, daß man, abgespannt von der Arbeit des Tages, nun einmal wieder losgelöst sein darf für ein paar Stunden vom Getriebe da draußen. Man taucht hinein – mitten ins Geschehen. Und weil der Film ein Losgelöstsein gibt, ein williges Vergessen darum sieht man ihn gern.

„Strich durch die Rechnung“: das ist eine Geschichte eines werdenden Rennfahrers, die sich spinnt um den Preis des Goldenen Rades von Deutschland. Da ist zunächst Erwin Banz, der alternde Radweltmeister (Hermann Speelmans), der um seine Existenz ringt und den jungen unerfahrenen aber begabten Streblow, Zeitungsfahrer a.D. (Heinz Rühmann) bittet, ihm den Sieg im Rennen zu lassen, da ist weiter dessen dicker kurzatmiger Trainer Paradies (Otto Wallburg), der ein reichlich großes Herz hat für den ehemaligen Weltmeister und Sabotage gegen den jungen Könner plant. Die kokette Gina Stern (Flokina von Platen) möchte gern auf ihres Vaters Fabrikmarke „Stern“ den jungen Streblow siegen sehen und versucht diesen zu gewinnen, zum Ärger des in sie verliebten, aber herzlich blöden Lißmann (Fritz Odemar). Da stürzen auf den jungen Streblow Pech und Mißverständnisse, Not und Liebe ein. Der alte Fahrradhändler Spengler (Jacob Tietke), der ihm bisher Kredit gab, will ihn in Stich lassen, seine Braut (Toni van Eyck) wird trotz aller großen Liebe irre an ihm, Gustl, ihr kleiner treuherzig-kühner Bruder, begeht Diebstahl, um den verehrten, großen Rennfahrer zu helfen und bezieht dafür Ohrfeigen. Streblow verliert die erste Hälfte des Rennens. Die letzten Runden bringen atemlose Spannung – aber der alte Weltmeister hat schon einen sicheren Vertrag in der Tasche – jetzt gibt’s kein Rücksichtnehmen mehr. Wie ein Teufel tritt Streblow die Pedalen und – siegt.

Es ist prachtvoll, wie sich diese verteufelt aussichtslose Geschichte löst zu aller Zufriedenheit, prachtvoll aber ist besonders das Spiel der vier Filmkanonen: Heinz Rühmann, Tony van Eyck, Fritz Kampers und Otto Wallburg.