„Film-Journal“ vom 30. Oktober 1932

Strich durch die Rechnung

U: Ufa-Palast am Zoo; F u. V: Ufa; M: Ph. L. Mayring, Dr. F. Zeckendorf; R: Alfred Zeisler; Ph. Bild: Werner Brandes, Werner Bohne; Ton: Max Kagelmann; B: W. A. Herrmann, H. Lippschitz: H: Heinz Rühmann, Tony van Eyck, Hermann Speelmans, Jakob Tiedtke, Otto Wallburg, Fritz Kampers; L: 10, 2710 (blaue Zensurkarte)

Heissa, das ist ein Vergnügen, Rennfahrer zu sein, wenn das, was von den Beinen verlangt wird, Herz und Lunge durchhalten. Willy Streblow ist auf dem Wege, eine ganz große Kanone zu werden. Das Goldene Rad ist ihm so gut wie sicher. Schade, daß der Junge seine Hanni, die Tochter des ehrsamen Fahrradhändlers, ein bisschen vernachlässigt und mit der raffinierten Gina, dem Kommerzienratstöchterlein gern anbändeln möchte. Aber er muß einsehen, daß ein häßliches Intrigenspiel mit ihm getrieben wird. Man schiebt für und gegen ihn, und schon sein erstes großes Rennen soll regulär verschoben werden. Warum und wie er es im letzten Moment doch noch gewinnt, das bildet den Inhalt der letzten zwei Akte dieses Films, die geradezu untergehen in den begeisterten Zurufen und dem jubelnden Applaus des Publikums.

Dieses Rennen ist gigantisch und grandios gemacht. Man wird gefesselt, als säße man auf der Olympia-Bahn. — Aber noch zwei Szenen sind in dem Film, die mir persönlich lieber sind: eine Schwipsszene, von Heinz Rühmann glänzend gespielt, in der er in rührender Besoffenheit seine Verliebtheit ausplaudert und eins aufs Dach kriegt, und eine Szene zwischen einem abgetakelten und einem aufsteigenden Rennfahrer, in der ein paar ganz schlichte, rührende Worte über Betrieb, Klamauk, Ehre, Ruhm, Erfolg und „Aus damit“ von Speelmans gesagt und von Rühmann angehört werden, so daß es einem tatsächlich im Halse würgt.

Heinz Rühmann ist der Star dieses Films, eigentlich gar kein Star und gerade deshalb der Hauptträger und Hauptfaktor des Erfolges. Glänzend neben ihm Speelmans, Tiedtke, der kleine Pulvermacher, Gustl Stark-Gstettenbauer, Kampers, Tony van Eyck, Margarete Kupfer und Wallburg; in einigem Abstand Stössel, Odemar, Hardt, Zesch-Ballot, und Flockina von Platen.

Ein von Alfred Zeisler famos, einfallsreich und längenlos inszenierter Film, der technisch durchaus auf der Höhe ist und angenehmste Überraschung bringt, wurde mit Recht jubelnd begrüßt. Er wird einer der ganz großen Kassenreißer der Saison sein.            A. S.


Anmerkung der Redaktion: Hinter dem Kürzel A.S. verbirgt Albert Schneider