War das Opfer nötig – Ein Nachruf auf Georg Pawlack

Obwohl der Nachruf in der „Illustrierter Radrenn-Sport“, Nr.25/1933 recht detailliert auf die Karriere von Georg Pawlack eingeht, findet seine Einsatz als schauspielernder Rennfahrer im Film „Strich durch die Rechnung“ keine Erwähnung, obwohl der Film noch in den deutschen Kinos lief.
Aber lesen Sie selbst.

Noch sind die Kränze auf dem frischen Hügel, der den unglücklichen Perelaer deckt, (Anm: Theo Perelaer verunglückte mit 21 Jahren auf der Rennbahn in Verviers) nicht verwelkt und schon steht die deutsche Radsportgemeinde wieder trauernd an einer Bahre eines der hoffnungsvollsten und strebsamsten jungen Dauerfahrer. Das sind harte Schicksalsschläge, die der deutsche Radrennsport über sich ergehen lassen muß.

War das Opfer nötig? Konnte es nicht vermieden werden? – Die Frage drängt sich auf, wenn wir uns den Verlauf der Rennen vor Augen halten. Mußte man den jungen Fahrer, nachdem er schon zu Beginn der Fahrt auf der noch regenfeuchten Bahn zu Fall gekommen war, zu nochmaligem Start zwingen und ihn auf diese Weise in den Tod jagen? Die Veranstalter hatten mit ihrem Verhalten eine schwere Verantwortung auf sich geladen und es fehlt nicht an schweren Anklagen aus den Kreisen der Augenzeugen dieser Katastrophe, die nicht so ohne weiteres von der Hand zu weisen sind.

Gerade den armen Pawlack mußte das Geschick treffen, diesen von idealem Sportsgeist beseelten jungen Draufgänger, der ein „As“ des Stehersports zu werden versprach, wenn er in die richtigen Hände gekommen wäre. Nur wenige sind so mutige Kämpfer, wie dieser junge Forster einer war. Er fürchtete selbst die „Cracks“ des Stehersports nicht, weil er selbst einer werden wollte und griff sie mutig an. Erst beim letzten Rennen in Forst mußten Sawall, Rausch und Wissböcker dem jungen Pawlack im zweiten Lauf nach einem prächtigen Rennen den Sieg überlassen. Nun hat ein Stärkerer ihn bezwungen und der deutsche Radrennsport trauert um einen seiner hoffnungsvollen Jünger, seine Vaterstadt um ihren Matador, zu dem die Jugend in Verehrung aufblickte, die Eltern um den strebsamen Sohn, die Braut um den erwählten Lebensgefährten.

Hart und donnervoll war auch sein Weg zum Erfolge. Am 7. Oktober 1908 in Klein Bohrau bei Forst geboren, ergriff er wie einst Ellegard und Arend, den Beruf eines Bautechnikers, aber schon während seiner Lehrzeit zog es ihn zum Radrennsport. Als Straßen- und Saalfahrer betätigte er sich zuerst im örtlichen RV Frisch Auf (Groß Bohrau), um im Alter von 18 Jahren dem RC Adler-Eulo beizutreten, dessen Meisterschaft er ein Jahr später, 1927, erringen konnte. Der Name Pawlack im Forster Bundesgau und über dessen Grenzen hinaus bekannt. Seine Fahrfähigkeiten als Straßenfahrer konnte er 1929 durch einen fünften Platz in der Fahrt Berlin-Cottbus-Berlin und guten Plätzen in den Fahrten Cottbus-Görlitz-Cottbus sowie im Großen Adler-Preis von Berlin unter Beweis stellen. In diesem und in den folgenden Jahren errang er außerdem auf der Forster Bahn Siege in den Meisterschaften seines Gaues und anderen Amateurwettbewerben und zeichnete sich nebenbei auch in den großen Straßenrennen des Berliner und Forster Gaues aus.

In aller Stille nahm der junge Mann im Jahre 1930 das Training hinter dem Motor auf der Heimatbahn auf und hinterließ schon bei seinen ersten Versuchen einen vorzüglichen Eindruck. Der Veranstalter Tadewald, dem die Fahrweise Pawlacks gefiel, machte sich die Förderung des jungen Fahrers zur Aufgabe und so trat Pawlack entschlossen in das Lager der Dauerfahrer über. Aber die gespannte Wirtschaftslage, unter der die deutschen Radrennbahnen zu leiden hatten, und das Fehlen eines tüchtigen Schrittmachers erschwerte dem jungen Fahrer den mit heiligem Ernst und durch einen vorbildlichen Lebenswandel erstrebten Aufstieg. Erst als sich der Berliner Schrittmacher Schulz seiner annahm, ging es mit dem jungen Forster aufwärts. Erfolge stellten sich ein und nach seinen jüngsten Siegen in Budapest und Forst schien endlich auch für ihn eine bessere, glückliche Zeit angebrochen zu sein, als ein raues Geschick in jäh aus der Lebensbahn herausriß, als er gerade im Begriff stand, seine Hand nach weiteren Siegeslorbeeren auszustrecken.

Es hat nicht sein sollen. Im Elisabeth-Krankenhaus zu Halle hauchte er sein junges Leben aus. Seine sterblichen Reste wurden in seine Heimat überführt und zunächst im Innenraum auf der Forster Radrennbahn aufgebahrt, wo man dem jungen Meister an der Stätte seiner ersten Triumphe am Dienstag eine erhebende Trauerfeier ausrichtete. Die Bestattung erfolgte am Mittwoch in seinem Heimatort Groß-Bohrau.

Das Mitgefühl mit seinen schwer geprüften Eltern wird umso herzlicher sein, wenn man hört, daß der junge Pawlack noch am vorigen Mittwoch in seinem Heimatort weilte, um im Familienkreise mit der Feier der silbernen Hochzeit seiner Eltern die Feier der eigenen Verlobung zu verbinden.

Der deutsche Radrennsport ist um eine Hoffnung ärmer geworden. Wir und alle, die sich an dem Fahren des jungen Sportsmannes erfreuen durften, werden das Andenken des strebsamen jungen Fahrers stets in Ehren halten.
H. St.