„Echo der Gegenwart“ vom 19. November 1932

Filmkritik „Strich durch die Rechnung“

Der Ufa ist hier eine große und seltene Tat geglückt: sie hat einen Film geschaffen, den man einwandfrei die Bezeichnung „volkstümlich“ zugestehen kann.
Er spielt im Rennfahrermilieu. Die Handlung des von Philipp Lothar Mayring und Friedrich Zeckendorf nach der gleichnamigen Komödie von Fred Angermayer sehr geschickt und sorgfältig angelegten Drehbuches stellt in den Mittelpunkt des Interesses ein Rennen, dessen Preis, das goldene Rad, drei Hauptanwärter hat: einen sehr erfolgreichen, aber schon alten Dauerfahrer, einen Kanadier (Anmerkung der Redaktion: es ist ein Südamerikaner) und einen ganz jungen , unbekannten Fahrer, früher Zeitungsfahrer. Ausgezeichnet trainiert und hervorragend befähigt, hat dieser alle Aussicht, als großer Sieger hervorzugehen. Im letzten Augenblick lässt er sich „verschieben“, aus Rücksicht auf den Alten, dem der Sieg einen neuen Kontrakt einbringen würde. Ein unvorhergesehener Zwischenfall macht durch diese Rechnung einen Strich. Der junge Fahrer wird Sieger.

Heinz Rühmann stellt ihn dar, der mit seiner jugendhaften Schnoddrichkeit, seiner nüchternen Kaltblütigkeit, seinen trockenen und immer diskreten Humor, seine schlagfertigen und unerschütterlichen Überlegenheit in allen Situationen des Lebens, alles mitbringt, um die Gestalt des jungen Sportsmannes aus dem Volk lebensecht, volkstümlich und herzgewinnend erscheinen zu lassen. Eine ausgezeichnete Partnerin hat er in Toni van Eyck gefunden, deren Zartheit und stille Beseeltheit in Spiel und Ausdruck gut ergänzt.

Der Regisseur Alfred Zeisler hat das Milieu der Radfahrer wie der kleinbürgerlichen Laubenkolonisten hervorragend lebensecht getroffen. Das Rennen am Schluß ist optisch und akustisch ein Meisterstück. Von hinreißender Spannung und Wirkung. Noch ein Meisterstück bringt dieser Film: eine kurze Dialogszene zwischen den beiden Fahrern, dem alten und dem jungen, in der der eine, Hermann Speelmanns, den anderen zu überreden sucht, ihm die Bahn zum Sieg und zu einer Lebensexistenz freizugeben. Eine unauffällige, anspruchslose Szene kaum angedeutet in Worten und Gesten; aber von einer seelischen Tiefe und darum von einer Eindruckskraft, wie wir sie im Film nur ganz selten erlebt haben! Otto Wallburg, zum ersten mal „volkstümlich“, und wie!, Jakob Tiedtke, Harry Hardt, Fritz Odemar, Fritz Kampers, Margarete Kupfer in ausgezeichneten Typen tragen jedes auf seine Art zur Gesamtwirkung und zum Erfolge bei. Alles Technische zeigt das gewohnt hohe Niveau der Ufa-Filme.