Erinnerungen von Erich Pösch zu „Strich durch die Rechnung“

Der Autor, evt. auch ein Zeitzeuge, veröffentlichte die folgenden Zeilen im „Heimatbrief des Forster Kreises“. Heft 3, 1989.

Zwischen seinem Artikel 1989 und den Filmaufnahmen 1932 liegen 57 Jahre. Und so kann es nicht verwundern, dass subjektive Erinnerungen vom aktuellen Forschungstand abweichen. Aus diesem Grund sind einige Fußnoten eingefügt.

 

In einem Jahr vor 1933, der Zeit der großen Arbeitslosigkeit, drehte die UFA-Filmgesellschaft die Außenaufnahmen zu dem Film „Strich durch die Rechnung“ auf der Radrennbahn in Forst (Lausitz).1Die UFA drehte 1932 auf der Forster Radrennbahn.

Mitwirkende als Hauptdarsteller waren Käte von Nagy2Käte von Nagy muss auf den Autor einen besonderen Eindruck gemacht haben. Im Film „Strich durch die Rechnung“ hat sie jedoch nur eine kleine Szene. Sie gibt lediglich den Startschuß für das Rennen um das „Goldene Rad“ und Heinz Rühmann u.a., Statisten und Zuschauer die Arbeitslosen von Forst und näherer Umgebung.

Die UFA hatte für ihre Filmgrößen und das Aufnahmeteam das gesamte Hotel „Textil“ in der Sorauer Straße, nahe dem Bahnhof, angemietet und belegt.3Andere Quellen, insbesondere das „Forster Tageblatt“ berichtet, dass Rühmann im Pittuis-Hotel am Markt und die französischen Schauspieler im „Hotel Kaden“ am Bahnhof wohnten,

Ganz war man mit dem „Komfort“ des Hotels damals nicht zufrieden.

Insbesondere beanstandete Herr Heinz Rühmann, daß sein Zimmer kein eigenes WC und Bad gehabt hat.

Die „Zuschauer“ wurden seitens des Forster Arbeitsamtes zur Mitwirkung verpflichtet. Die genaue Teilnehmerzahl ist nicht bekannt. Es dürften etwa 7.000-8.000 gewesen sein.4Die Zahl ist deutlich zu hoch gegriffen. Für den Dreh zum Hauptrennen kamen zeitweilig 2000 Komparsen zum Einsatz.

Für das Zuschauen mit dem jeweils angeforderten Beifall und den anderen gewünschten Ovationen gab es zur Arbeitslosenunterstützung eine tägliche Zulage von einer Reichsmark.

Als Vorspann zu den Filmaufnahmen durften Forster Jungen ein separates Straßenrenn auf der Spremberger Straße, in etwa von der „Dicken Eiche“, die unter Naturschutz stand, bis zum Eingang der Rennbahn fahren. Dieses Rennen wird auch im Film gezeigt.

Den Startschuß zum eigentlichen Hauptrennen, einem Steherrennen mit einem Motorradfahrer als Schrittmacher, gab Käte von Nagy. Es kursiert die Episode, daß sich Käte von Nagy dabei einen Finger oder die Hand verletzt haben soll.

Hauptmatador und Sieger des Rennens war schließlich Heinz Rühmann.

Anfänglich haben die „Zuschauer“ ihre Aufgabe voll und gut erfüllt. Durch die tagedauernden und oft wiederholten Filmaufnahmen stellte sich so langsam Langeweile und Unlust ein. Man ging zur angesetzten Zeit durch das Haupttor, um nicht den Anspruch auf die 1,– RM zu verlieren. Doch später suchte man über Mauern und Zäune das Weite.

Dann wurde das „große Rennen“ durch die Verabreichung eines Essens, Würstchen mit Brötchen oder Eintopf, schmackhaft gemacht. Die Zuschauerzahlen nahmen daraufhin wieder zu, aber nur für kurze Zeit.

Die Verbliebenen oder Getreuen mußten während der Rennaufnahmen des Öfteren ihre Plätze wechseln und sich in den Bereich der Aufnahmerichtung stellen. Volle Ränge mit begeisterten Zuschauern war ja die gewünschte Kulisse.

Sofort nach den täglichen Drehaufnahmen rückten Aufräumungs- und Reinigungskolonnen an. Eine Baufirma beseitigte die Schäden auf dem Betonoval, die durch die Filmaufnahmefahrzeuge entstanden waren. Allgemein kann wohl gesagt werden, daß es für einige Forster eine Aufbesserung der Kassen gab.

Der Film fand dann bei seinen Aufführungen in Forster Kinos5Bisher kann nur nachgewiesen werden, dass der Film im Forster Hof lief. Für die beiden anderen Kinos „Apollo“ und „Schauburg“ fehlt bisher der Nachweis. nicht nur wegen der damals sehr beliebten Filmschauspieler Käte von Nagy und Heinz Rühmann seinen Zuspruch, sondern man wollte ja auch einiges von Forst im Film sehen. Auch hofften die mitgewirkten „Zuschauer“ sich im Film zu erkennen.

Doch in diesen Punkten war sicherlich die Enttäuschung größer.

Viele alte Filme mit Heinz Rühmann wurden in den letzten Jahren im Fernsehen gezeigt, doch der Film „Strich durch die Rechnung“ ist wohl auch dem Wort nach gestrichen worden.

  • 1
    Die UFA drehte 1932 auf der Forster Radrennbahn.
  • 2
    Käte von Nagy muss auf den Autor einen besonderen Eindruck gemacht haben. Im Film „Strich durch die Rechnung“ hat sie jedoch nur eine kleine Szene. Sie gibt lediglich den Startschuß für das Rennen um das „Goldene Rad“
  • 3
    Andere Quellen, insbesondere das „Forster Tageblatt“ berichtet, dass Rühmann im Pittuis-Hotel am Markt und die französischen Schauspieler im „Hotel Kaden“ am Bahnhof wohnten,
  • 4
    Die Zahl ist deutlich zu hoch gegriffen. Für den Dreh zum Hauptrennen kamen zeitweilig 2000 Komparsen zum Einsatz.
  • 5
    Bisher kann nur nachgewiesen werden, dass der Film im Forster Hof lief. Für die beiden anderen Kinos „Apollo“ und „Schauburg“ fehlt bisher der Nachweis.