- Forster Tageblatt, 28. Juli 1932 – „Die Ufa-Fahne weht!“
- Forster Tageblatt, 29. Juli 1932 – „Hochbetrieb auf der Rennbahn“
- Forster Tageblatt, 30. Juli 1932 – „Ein Unfall auf der Radrennbahn“
- Forster Tageblatt, 05. August 1932 – Ein Tag der Komparsen
- Forster Tageblatt, 06. August 1932 – „Die Rennleitung wird gefilmt“
- Forster Tageblatt, 12. August 1932
Endlich blauer Himmel.
Wettlauf mit dem Schatten. – Kurvenaufnahmen. – Am Samstag der „Große Tag“.
Hoffnungsvoll und – geduldig hat man in den ersten Tagen dieser Woche nach dem Himmel geschaut und jeden Sonnenblick mit Blitzesschnelle erhascht, um ihn für diese oder jene Szene nutzbar zu machen. Und als der Himmel gar zu griesgrämig dreischaute, wurde flugs dem „Ufa-Lieferanten“ Debenstedt ein Auftrag erteilt und man baute Dekorationen an der linken Seite des Einganges zur „Minerva-Bahn“ – also keine Sommerlaube für die Ufa – , um hier Innenaufnahmen zu drehen, die man sich nunmehr im Atelier Neubabelsberg bei Potsdam getrost sparen kann.
Doch heute, Donnerstag, lacht zum ersten Male wieder der blaue Himmel, ideales Filmwetter, sodaß der „Oberbefehlshaber“ Alfred Zeißler seine helle Freude hat, indessen sein Gesicht mehr und mehr südländische Färbung annimmt. Er hat es aber auch wirklich nicht leicht. Wie oft ertönt nur durch das Megaphon der Ruf: „Herr Zeißler“! Die Verantwortung, die auf seinen Schultern ruht, ist groß. Doch alle Situationen, und sind sie auch noch so „kitzlig“, meistert er mit einer Ruhe, die besticht.
Seit 8 Uhr morgens laufen nochmals Tribünenaufnahmen. Die Reportage gibt Zech-Ballot. Die „Geräuschkulisse“ ist in bester Form. Die Szenen klappen tadellos. Auch der Ton, der anfangs farblos, ohne Reiz und Stimmung ist – Kagelmann sagt „kalter Kaffee“ – wird gut. Also warum nicht gleich so! Fritz Odemar will sich durchaus – -laut Drehbuch – beim Renngericht beschweren. „Soll er doch endlich tun“, meint hinter uns ein pfiffiger Komparse und lacht über´s ganze Gesicht. Die Wiederholung dieser Szene macht ihm riesigen Spaß. Und doch mein Lieber, steckt dahinter ein gerütteltes Maß ernsthafter Arbeit! Die letzten Aufnahmen werden mit gewaltiger Eile vorgenommen, weil gleich der Schatten der Tribüne das Gesicht der Schauspieler verdeckt. Es ist gleichsam ein Wettlauf mit dem Schatten, den der Ufa-Stab gewinnt. Die Mittagsstunde ist schon etwas überschritten, und die „Geräuschkulisse“ beginnt unruhig zu werden. Zeißler aber weiß die Situation zu meistern, in dem er ruft: „Schreien Sie nicht etwa in der Szene „Hunger“. Es gibt gleich Mittag!“
Nach der Mittagspause werden die Aufnahmenapparate in den Innenraum der Bahn geschafft: denn gleich sollen die Kurvenaufnahmen steigen. Die Sonne ist höher gekommen, sengend brennt sie hernieder. „Großartig“, meint Grau und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Die Schauspieler haben es sich bequem gemacht, was besonders in der leichten Kleidung zum Ausdruck kommt. Dezent, sehr dezent sind sie zu schauen! Alles sonnt sich … fehlt nur noch Wasser und das schönste Familienbad – „Malxe-Nixe“ könnten wir es nennen – wäre fertig. Oben in der Kurve sitzen Toni van Eyck und J. Tiedtke. Da oben ist es gar nicht so warm, bloß ein wenig ungemütlich; aber die Kurvenplätze sind halt mal nicht besser! Jeanette Fernay und Jim Gerald nehmen in der Kurve Platz; die französische Version folgt.
Wie haben inzwischen Gelegenheit, Freund Kagelmann den Tonmeister, der die Töne timbriert, in seiner Tonbox aufzusuchen. O, ist diese behelfsmäßige Kabine schon weit gereist! Da liest man Namen, wie Oetz-Tirol, Heiligenblut, Groß-Glockner, Nötsch-Kärnten, Zürich, Vierwaldstätter-See, Cladower-Alpen und – Forst (Lausitz). Bitte, alles in einem Atemzuge! Soeben wird dem Tonmeister gemeldet, daß die 150. Rolle Ton verbraucht ist. Jede Rolle hat eine Länge von 300 Metern, das ergibt eine Gesamtlänge von 45 000 Metern. Vom Bild gilt natürlich dasselbe. Wenn man hierbei bedenkt, daß der Film „Strich durch die Rechnung“ etwa 2500 Meter lang sein wird und eine Spieldauer von etwa 1 ½ Stunden hat, dann begreift man doch die ungeheure Arbeit, die eine solche Aufnahme erfordert. Hierbei sei gleich erwähnt, daß die Herstellungskosten des Films etwas über eine Million RM kosten wird.
Startbereit steht im Innenraum der Bahn ein DKW-Wagen mit aufmontiertem Aufnahmeapparat. Hiermit sollen die Rennen gefilmt werden. Also eine hochinteressante Angelegenheit, wodurch auch der rote DKW interessant wird! Ja, was durch die Ufa alles ins rechte Licht gerückt wird, ist kaum zu beschreiben. Vollauf haben unsere Photohändler zu tun, und die Eiswagen auf der Rennbahn werden sich durch den Geschäftsgang auch nicht zu beklagen haben.
Im Vorübergehen an den Rennfahrer-Kabinen hören wir die Weisen des Rennfahrer-Marsches, dessen Text Robert Gilbert schrieb, die Komposition stammt von Hans-Otto Borgmann. (nicht Brockmann). Da der Marsch doch aktuell ist, lassen wir den Text hier folgen:
Immer so weiter! … Immer so weiter!
Immer im Schwung – das macht das Leben heiter!
Sei immer froh und lach,
Sage nicht O! und Ach!
Sag` immer: „Schön! Wunderschön!
Dann wird`s schon geh’n.
Immer so weiter! … Immer so weiter!
Wir sind noch jung, da zeigt man, was man kann!
Mag es das Schwerste sein,
Du mußt der Erste!
Nur weiter … immer voran!
Nach alledem, was bisher gedreht worden ist, und was noch gedreht wird – am Sonnabend ist voraussichtlich ein „Großer Tag“ auf der Rennbahn, zu dem über 2000 Zuschauer aufgeboten werden und 44 Pressevertreter aus Berlin im Sonderauto eintreffen – verspricht der Film unter der Produktion von Alfred Zeißler ein Ufa-Tonfilm von großem Format zu werden.
Neueste Kommentare