Kritik aus den „Hamburger Nachrichten“ vom 4.12.1932
„Strich durch die Rechnung“
Das „Goldene Rad von Deutschland“ soll ausgefahren werden; ein Steher-Rennen in zwei Läufen. Die prominentesten Gemeldeten sind der ehemalige Weltmeister Banz und der südamerikanische Rennfahrer Rodriguez. Aber da ist der junge Willy dazugekommen, bisher Zeitungsradler. Aber das will er nicht bleiben; er will Rennfahrer sein, das „Goldene Rad“ gewinnen und dann seine Hanni heiraten, die zur Zeit Verkäuferin in einem Warenhaus ist. Alle Welt spricht dem Weltmeister Banz den Sieg zu. Der aber ist allmählich in die Jahre gekommen und hat nicht mehr seine große Form. Dagegen leistet der junge Willy beim Training so Außerordentliches, daß der sachkundige Sportjournalist Hans in ihm unbedingt den Sieger erblickt. Zwischen den drei Gegnern nun bewegt sich der dicke Manager des Weltmeisters, Gottfried Paradies, und intrigiert ein bißchen, versucht vor allem Willy zu bestechen; er soll hinter Banz und Rodriguez Dritter werden. Bei Rodriguez gelingt die Bestechung; aber Willy lehnt energisch ab. Es spielen nun noch allerhand andere Verwicklungen hinein. Hannis Vater, ein Fahrradhändler, ist dem armen Willy spinnefeind, weil er sich „was Besseres“ als Schwiegersohn wünscht; sein Junge aber, der Gustl, ist Feuer und Flamme für Willy und geht sogar so weit, daß er aus seines Papas Geschäft für Willy (ohne dessen Wissen) die beiden Ersatzräder mopst, die der junge Mann dringend braucht, für die er aber kein Geld hat.
Kurzum: die Atmosphäre ist mit allerlei Konfliktstoff geladen. Was nun dem dicken Paradies nicht gelungen ist, das erreicht der Weltmeister: er beschwört Willy, ihm den Sieg zu lassen, weil er im Falle seines Sieges einen glänzenden Kontrakt bei einer Fahrradfabrik bekommen soll, während er sonst erwerbslos wird. Da sagt Willy zu, wenn auch schweren Herzens. Das Rennen beginnt. Willy ist in großer Form und beweist seine Überlegenheit – bis er auf einmal gegen Schluß „schwimmt“, d. h. den Anschluß an seinen Schrittmacher und damit das Rennen verliert. Er hat sein Wort gehalten, und auch Rodriguez hat die Konsequenzen aus der Bestechungsaktion gezogen. Gleich nach seinem „Siege“ bekommt Banz seinen Kontrakt. Aber dann kommt der zweite Lauf. Rodriguez sieht, daß der Gesandte seiner Heimat dem Rennen beiwohnt. Nun geht es bei ihm nicht mehr um das Geld, sondern um die Ehre seiner Flagge. Er rennt dem Weltmeister davon. Wie der das sieht, ruft er dem Willy zu: „Hau ab!“ – und der also seines Versprechens ledige Willy schlägt den Amerikaner und gewinnt das „Goldene Rad“. Er ist nun der Held des Tages, findet Gnade bei dem Papa seiner Hanni usw.
Gespielt wird ausgezeichnet. Heinz Rühmann als Willy zeigt aufs Neue sein großes Können. Jacob Tiedtke desgleichen als cholerischer, aber gutartiger Schwiegerpapa, Tony van Eyck macht als Hanni eine tadellose Figur, und Fritz Kampers ist ein Schrittmacher wie man ihn sich nicht überzeugender wünschen kann. Daß der dicke Manager Paradies nur von Otto Wallburg einleuchtend dargestellt werden kann, versteht sich am Rande. Auch die Nebenfiguren sind durchweg an ihrem Platze. Auch „in seiner Art“ Gustl Stark-Gstettenbaur als Hannis Brüderlein. Aber man sollte diesen Bayern- (oder österreichischen) Jungen nicht immer wieder zum Sohn einer Familie machen, die urberlinerisch spricht. Wer glaubt ihm denn das mit seiner unverkennbar oberdeutschen Mundart?
Alles in allem: ein in Regie und Spiel ganz famoser flotter und sauberer Tonfilm, der von sich reden machen wird.
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