„Cottbuser Anzeiger“ vom 05. August 1932

In Forst wird gefilmt

Die Arbeit der Ufa auf der Radrennbahn – 300 Forster spielen mit

Großbetrieb herrscht in diesen Tagen auf der Rennbahn in Forst, wo gegenwärtig richtiggehend „gefilmt“ wird. Ein ganzer Stab von Regisseuren verschiedener Grade, Kameramänner, Beleuchtungsleitern, Tonregisseuren und allerhand technisches Personal arbeitet da zusammen. Im „Forster Tageblatt“ wird darüber u.A. geschrieben: Elf Lampen mit 2400 Ampere verbreiten blendende Helligkeit; am „Galgen“, der hin und her dirigiert wird, hängt das Mikophon, und die Tribüne bevölkern bis oben hin die Komparsen, etwa 300 an der Zahl. Seit 7 Uhr morgens sind sie schon da, sind hier verpflegt worden – Würstchen mit Sauerkohl und Brötchen – und haben Szene um Szene geprobt, oft fünf- bis sechsmal. Soeben ertönt das Kommando: Licht! Die Jupiterlampen erstrahlen; hierher noch eine, dort fehlt noch eine; dann das Kommando: Aufnahme! Wir begrüßen Alfred Zeisler, den Produktionsleiter und „Chef des Stabes“. Liebenswürdig und zuvorkommend gibt er auf unsere Fragen Auskunft. Bewundernswert ist die Ruhe, die der Mann ausstrahlt. Aus seinem „stillen Kämmerlein“ kommt der Tonregisseur Kagelmann, der ehemalige deutsche Flugzeugführer und erprobter Kämpe. Zu seiner Gestalt paßt tatsächlich die echte „Havanna“ besser als die unscheinbare Zigarette, die Onkel „Ali“ mit Gönnermiene spendiert. Lautlosigkeit tritt ein. Vom Kontrollapparat, der das Mikrophon einschaltet, kommt die Bestätigung des Beginns der Aufnahme.

Rufe, Schreie Pfiffe und Trampeln ertönt, Mützen fliegen in die Luft; die Forster Komparsen arbeiten so, daß der gesamte Aufnahmestab seine helle Freude daran hat. Hier ruhen noch verborgene Filmtalente! Zeisler und Grau leiten mit „neutraler Flagge“ den sogenannten „Geräuschteppich“. Die Tribüne macht ihre Sache großartig, so daß Zigaretten zur Belohnung verteilt werden. Dadurch wird die Stimmung naturgemäß erhöht und bei der nachfolgenden Wiederholung übertönt der „Geräuschteppich“ das Gesurre der Motoren, eine Feststellung, die Kagelmann mit einer netten Zwischenbemerkung abtut.

Der Ruf „Fertig“ und der Schall der Schlußklappe beendet das Spiel. Der „Verantwortliche“ dirigiert nunmehr seinen Aufnahmestab nach der linken Tribünenseite. Ein Radrennen soll gedreht werden. In den ersten Sitzreihen bemerken wir „Gustl“ (Stark-Gestettenbaur) und Pulvermacher, die beiden jugendlichen Filmgrößen im Ufa-Tonfilm „Strich durch die Rechnung“. Diese Aufnahme gestaltet sich besonders interessant; denn es entstehen Situationen im Moment, die an Komik nichts zu wünschen übrig lassen…

Die Aufnahme gestaltet sich etwas schwierig, weil das Publikum mitlacht und alles natürlich vom Ton aufgenommen wird. Großartig die Art und Weise, wie Alfred Zeisler das Publikum für die Aufnahme einfängt, sogar die „Klopfgeister“ kommen zur Ruhe und das Publikum wird „atelierfromm“. Dann folgt die französische Version. Alles klappt, und die nächste Szene kommt an die Reihe, und zwar die Szene mit dem neu entdeckten „Forster Filmstar“. Nur kurz ist ihre Sprechrolle! aber wirkungsvoll genug für die Umwelt. Es ist nur ein Satz: „Wer ist denn die Schauspielerin, die dort den Startschuß abgibt?“ Nach der vierten Probe klappt der Laden. Da geht ein Leuchten über das Antlitz des jugendlichen „Filmstars“; vielleicht träumt sie schon einen „blonden Traum“ in Neubabelsberg!