Die Ufa-Fahne weht!
„Seit gestern weht die Ufa-Fahne am Hotel Kade. Forst ist ‚Filmstadt‘ geworden. 96 Filmleute haben in den Hotels unserer Stadt Quartier bezogen. Schauspieler und Techniker, Franzosen und Deutsche. Im Hotel Pittius wohnt der Leiter des Ganzen, der Oberbefehlshaber Alfred Zeisler, Rühmanns brauner Dackel zeigt an, daß auch sein Herr nicht weit ist, und Fritz Kampers – er ist heiser, der Arme – fragt trotzdem laut und vernehmlich im schönsten Bajuvarisch nach dem nächsten „Beisl“. Dem Manne kann geholfen werden. Wir haben ja auch „bei uns in Forschte“ noch Lokale, die ob ihrer Urwüchsigkeit Renommee besitzen.“
So berichtete am 28. Juli 1932 das „Forster Tageblatt“. Was war geschehen?
Die Ufa Filmproduktion, damals einer der größten Filmproduzenten der Welt, drehte in der kleinen Stadt an der Neiße den Film „Strich durch die Rechnung“ nach einem Bühnenstück von Fred A. Angermeyer und unter der Regie von Alfred Zeisler. Die Ufa brachte gleich noch einige ihrer Stars mit: Heinz Rühmann, Tony van Eyck, Käthe von Nagy, Fritz Kampers, Hermann Speelmanns, Otto Wallburg.
Aus der 1906 erbauten Forster Radrennbahn wurde die „Minerva“-Bahn in Berlin, die in „Strich durch die Rechnung“ keine so unwichtige Rolle spielt. Schließlich fand hier ein Großteil der Außenaufnahmen statt.
Heinz Rühmann spielt den talentierten Rennfahrer Willi Streblow, der nicht nur um das Herz seiner Angebeteten Hanni (Tony van Eyck), sondern auch um den Sieg beim Goldenen Rad kämpft. Bis zum vorhersehbaren glücklichen Ende muß Willi einige Hindernisse überwinden, streitet und versöhnt sich mit Hanni, wird des Diebstahls verdächtigt, lässt sich auf illegale Absprachen ein, betrinkt sich und wird von einer schönen Frau (Flockina von Platen) umschwärmt.
Von 2000 Komparsen ist die Rede, die für eine warme Mahlzeit und etwas Gage die Forster Radrennbahn in ein Tollhaus verwandelten, als die Rennszenen gedreht werden.
Zum Film „Strich durch die Rechnung“ wurde parallel die französische Fassung „Rivaux de la Piste“ von der Ufa produziert. Synchronfassungen gab es damals noch nicht, deshalb wurden viele der damaligen Filme in zwei oder mehr Sprachversionen gedreht. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, z.B. Käthe von Nagy und Kleinstrollen sowie Komparsen, tauschte man für die französische Version die Schauspieler komplett aus und drehte mit französischen Schauspielern die gleiche Szene noch einmal am selben Set.
Und so kam es, dass die vielen Forster, die sich im Stadionrund aufhielten, nicht nur die deutschen Filmstars zu Gesicht bekamen, sondern mit Albert Préjean, Suzet Maïs und Jeannette Ferney auch noch die französischen Stars.
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