Im Januar 2018 brachte mich eine Suche im Netz auf ein interessantes Foto. Zu sehen war Heinz Rühmann zusammen mit einem Bahn-Rennrad. Neugierig suchte ich weiter und fand heraus, dass es einen passenden Film zum Foto gab: „Strich durch die Rechnung” aus dem Jahr 1932. Ich dachte, dass es diesen Film – wie andere alte Filme mit Heinz Rühmann – auf DVD geben würde. Enttäuscht musste ich feststellen, dass dem nicht so war.
Durch gute Kontakte zum Landesfilmarchiv in Schleswig bekam ich eine weitere Adresse zum Bundesfilmarchiv. Eine Anfrage per Mail machte mich wieder ein wenig schlauer: Gosfilmofond in Moskau und als Kontaktperson ein Herr Oleg Bochkov.
Bereits vorher hatte ich bei der Murnau-Stiftung informiert. Eine erste Antwort besagte, dass es nur noch Fragmente des Filmes gab, die aber nicht lohnten restauriert zu werden.
Aber zurück zu Herrn Bochkov, von dem ich nach langer Wartezeit folgende Antwort bekam: „Dear Mr. Nissen, You or Landesfilmarchiv (it is better) could order from our lab a digital copy of the film at the rates DVD (SD) – 4 USD per 1 minute, HD – 19 USD per 1 minute. If you agree to this rates please write a formal letter with the order to the attention of the Director General of Gosfilmofond of Russia Mr. Nikolai Malakov. Best Regards, Oleg.”
4 US-Dollar für eine Filmminute konnte ich mir als privater Nutzer kaum leisten. Mit diesem Wissen nahm ich erneut Kontakt auf zur Murnau-Stiftung. Dort hieß es, dass möglicherweise Originalfilmrollen der UFA nach Ende des 2. Weltkrieges als „Beute” den Weg nach Moskau gefunden habe. Ich könne mir eine Kopie (für teures Geld) bestellen, aber die Rechte für eine Aufführung lägen bei der Murnau-Stiftung.
Mittlerweile war es Sommer geworden und der Urlaub für 2018 stand an. Diesmal ging es nach Görlitz. Und wie der „Zufall” es so will, war Forst und die dortige Radrennbahn nicht weit weg. Ich hatte vorher bereits Kontakt zu Gerd Suschowk, Präsident des Polizeisportvereins 1893 (PSV) Forst, aufgenommen.
Im Juni 2018 kam ich als dort an und wurde herzlich empfangen. Gerd Suschowk zeigte mir die Bahn und vieles mehr. Mit meinem „modernen” Rennrad durfte ich auch paar Runden auf der Betonpiste drehen.
Von älteren Forst-Einwohnern wurden immer wieder beliebte Anekdoten zu den Filmaufnahmen im Sommer 1932 weitergegeben. So zum Beispiel, wie Heinz Rühmann nach einem Sturz verletzt worden war. Bei den nachfolgenden Aufnahmen war der Schauspieler so vorsichtig, dass er mit großem Abstand zur Bahn-Maschine fuhr. War nachher jemand genauso auf der Betonbahn unterwegs, hieß es nur: „Du fährst ja wie Heinz Rühmann”!
Über ein Filmforum hatte ich mittlerweile Kontakt zu einem gefunden, der ebenfalls auf der Suche nach dem Film „Strich durch die Rechnung” war: Frank Henschel.
Jetzt wurde es konkret und es mündete schließlich in eine Film-Aufführung Ende Oktober 2020 in Forst. Mit meinem Autoren-Kollegen und ebenfalls Mitglied beim „Altonaer Bicycle Club” – Lars Amenda – kam parallel zur Wiederaufführung des seltenen Rühmann-Films Ende Oktober 2020 ein Buch zum Film heraus.
Und so hat ein kleines Fundstück im Internet – das Foto mit Heinz Rühmann – großes Wellen geschlagen.
Gert Nissen (Handewitt)
Neueste Kommentare