- Forster Tageblatt, 28. Juli 1932 – „Die Ufa-Fahne weht!“
- Forster Tageblatt, 29. Juli 1932
Hochbetrieb auf der Rennbahn
Die ersten Aufnahmen werden gedreht.- Wo ist Ottos Hut?
Die Radrennbahn, neuerdings „Minerva-Bahn“ genannt, war gestern das Ziel einer kleinen Völkerwanderung. Alles, was am Film interessiert ist – und wer wäre das heute nicht – hatte sich aufgemacht, um die Gelegenheit zu benutzen, die „Helden der Leinwand“ einmal bei der Arbeit zu sehen. Der Eingang zu den Kurvenplätzen war dem Publikum freigegeben, und so drängte sich da oben alt und jung, Männlein und Weiblein zusammen, begierig, einen Blick in das fremdartige Getriebe des Tonfilms zu werfen.
Das „Entdeckungsfieber“ grassiert. Wo sich nur einer der Filmschauspieler von Namen sehen lässt, da heißt es gleich: „Sieh mal, der kleine Rühmann!“, „Ja, wirklich, nein, wie echt“ (!). „Da ist auch Speelmanns“, „Mensch, kiek mal, Otto Wallburg.“
Richtig, jetzt wird eine Szene mit Otto Wallburg gedreht. Otto Wallburg ist da. Der Mann, den man mit einem Stuhl auf die Chaussee gesetzt hat, um Otto abzufangen, damit er mit seinem Auto nicht erst nach der Stadt hineinfährt, hat ihn richtig erwischt. Eine kostbare halbe Stunde ist gerettet. Man kann also anfangen. Los! Ja, aber was hilft es, wenn Wallburg da ist – aber sein Hut fehlt! Bitte sehr, ein Hut ist im Film nicht etwa eine simple Kopfbedeckung, sondern ein „Requisit“. Und was für eins! Man setzt dem guten Wallburg eine Mütze auf. Geht nicht, geht unter keinen Umständen. Also, der Hut muß her, dieser wunderbare, milchkaffeebraune steife Wallburghut, der sozusagen die symbolische Krönung seiner cholerisch-rundlichen Leiblichkeit ist. Also, Regiebeschluß: Der Hut muß her! Koffer werden ausgekramt, endlich – alles amtet auf – man hat ihn.
Nun kann‘s losgehen. Scheinwerfer werden eingeschaltet, trotz des hellen Sonnenscheins. Die Blenden konzentrieren alles Licht auf die Agierenden, der Galgen mit dem Mikrophon schwenkt seinen langen Arm vor ihre Köpfe, und durchs Sprachrohr tönt: „Abhörprobe.“ Ist der Ton gut, dann kommt das Kommando „Aufnahme“. Blitzschnell sind die Schauspieler in ihrer Szene. Ein kurzer Dialog erfolgt und die Aufnahme ist beendet.
Aber einmal ist der Spielleiter nicht zufrieden, dann klappt‘s nicht mit den herumsausenden Rennfahrern, die nicht zur richtigen Zeit in das Blickfeld des Aufnahmeapparats kommen, dann wieder ist der Ton nicht richtig: „Die letzten Worte nicht so weit weg sprechen“ heißt es, und schon muß die ganze Szene noch einmal gedreht werden, ein zweites, ein drittes, ein viertes Mal. Dann endlich ist man einigermaßen befriedigt.
Jetzt wiederholt sich das Gleiche in der französischen Version. So geht‘s weiter, bis sich eine dunkle Wolke vor die untergehende Sonne schiebt und damit den Aufnahmen ein Ende macht. Der erste Aufnahmetag in Forst ist vorüber.
Aber die Zuschauer kommen noch einmal auf ihre Rechnung, da einige der Schauspieler die Gelegenheit benutzen, sich im Fahren hinter Motoren zu vervollkommnen. Der Franzose Petitjean hat es schon zu ganz netten Leistungen gebracht, auch Rühmann lässt sich nichts vormachen.
Der Arbeitstag ist beendet; doch ob nicht trotzdem die Aufnahmen wiederholt werden müssen, das wird man erst heute Abend wissen, wenn in den Kammerlichtspielen die inzwischen in Berlin entwickelten Tonstreifen (Ton und Bild werden auf verschiedenen Filmstreifen aufgenommen) vorgeführt werden.
In den nächsten Tagen wird man dann die Massenszenen drehen, zu denen etwa 2000 Arbeitslose angenommen worden sind. Sie erhalten ihre Unterstützung weiter und bekommen für den Aufnahmetag 2 RM. und freie Verpflegung. Jedenfalls gibt‘s in den nächsten Tagen noch manches Interessante auf der Rennbahn zu sehen.
Im Anschluß daran sei noch darauf hingewiesen, daß Räder nicht mehr in Garten des Rennbahnrestaurants aufgestellt werden dürfen. Es ist eine neue Aufbewahrungsstelle eingerichtet, wo jeder sein Rad für 10 Pfennig in Sicherheit weiß. Die Zustände von gestern, wo alle Tische von Fahrräder blockiert waren, können im Interesse der Besucher, die eine Erfrischung zu sich nehmen wollen, nicht mehr geduldet werden.
- Forster Tageblatt, 30. Juli 1932 – „Ein Unfall auf der Radrennbahn“
- Forster Tageblatt, 05. August 1932 – Ein Tag der Komparsen
- Forster Tageblatt, 06. August 1932 – „Die Rennleitung wird gefilmt“
- Forster Tageblatt, 12. August 1932 – „Endlich blauer Himmel“
- Forster Tageblatt, 15. August 1932 – „Trotz Sonnenbrand wird gefilmt“
- Forster Tageblatt, 18. August 1932 – „Schlußtage auf der Minerva-Bahn“
Neueste Kommentare