Bevor wir uns wieder den Bildern aus dem Nachlass von Serge de Poligny widmen, hier ein kleiner Einblick in das Neubabelsberger Studio, in dem die Dreharbeiten zu „Rivaux de la Piste“ stattfanden. Die Zeilen erschienen am 31. Juli 1932 in der Essener Volkszeitung.
In einem riesigen Atelier wird gerade die französische Version des neusten Films gedreht, der den provisorischen Titel „ein Strich durch die Rechnung“ trägt. Auf dem Sofa sitzt der auch in Deutschland populäre französische Schauspieler Albert Prejean mit einem Sektglas in der Hand, er spricht eifrig auf eine neben ihm sitzende blonde, sehr elegante Französin (Anm.: Suzet Mais) ein. Aber wieviel Probleme sind bei dieser einfachen Aufnahme zu meistern. Eine Uhr, die über dem Sofa hängt, soll zwölf schlagen. Sofort entspinnt sich eine lebhafte Diskussion zwischen dem Regisseur Zeisler und dem Aufnahmeleiter (Anm.: vermutlich Günther Grau), denn man ist sich nicht darüber einig, ob man alle zwölf Schläge oder nur drei oder vier aufnehmen soll. Die Debatte dauert längere Zeit, bis sich Zeisler dafür entscheidet, nur vier Schläge aufzunehmen. Die Arbeit, die auf den Außenstehenden den Eindruck völliger Planlosigkeit macht, schreitet in Wirklichkeit rasch vorwärts. „Gewiss kann ich es verstehen“ berichtet der bekannte Regisseur Zeisler lachend, „wenn es auf Sie zunächst den Eindruck macht, als ob wir alle nicht wüssten, was wir wollen. Aber bedenken Sie doch, es sind Künstler, mit denen ich arbeite, keine Maschinen. Man ahnt ja nicht, wie schwer es ist, Menschen zu veranlassen, immer wieder dieselbe Bewegung zu machen, dieselben Worte zu sprechen und dabei an die Korrekturen zu denken, die der Regisseur angeordnet hat. Je größer und bedeutender ein Schauspieler ist, desto disziplinierter pflegt er zu arbeiten. Ich selbst komme gewöhnlich schon mit fertigen Ideen ins Atelier. Aber doch gibt mir das Fluidum, das einer solchen Aufnahme entstrahlt, immer wieder neue Ideen, neue Einfälle. Will ich aber ganz konzentriert über ein Problem nachdenken, dann gehe ich am liebsten in ein Kaffeehaus, in dem die Musik spielt, und dabei kommen mir meine besten Einfälle“. Inzwischen aber muss Prejean fleißig üben, immer wieder muss er das Sektglas zum Munde führen und seinen Text hersagen und noch ist es nicht abzusehen, wann die Szene endlich gedreht wird . ….