Sie fuhren für „Semper“, „Arcona“, „Corona“, „Stern“ und „Sturmvogel“

Der Film „Strich durch die Rechnung“ und das im Mittelpunkt stehende Steherrennen um das „Goldene Rad“ spielen im Berliner Radsportmilieu. Das sollte auch äußerlich an der Ausstaffierung der Fahrer und der „Minerva-Rennbahn“ deutlich werden. So wurde extra die Bandenwerbung dafür eingerichtet. Neben Weltmarken wie „Continental“ kamen auch Berliner Biermarken und vor allem der Fahrradgroßhändler Ernst Machnow mit seinen Marken „Arcona“ und „Stern“ an die Banden der Forster Radrennbahn.

Der Film selbst hat sehr stark die Verhandlungen, Verträge, das Mühen und Falschen der Rennfahrer, Veranstalter und Fahrradhersteller im Blick. Und so starteten auch die Rennfahrer/Schauspieler unter der Flagge bekannter Berliner Fahrradmarken.

Diese alten und im Film mehr oder weniger sichtbaren Fahrradmarken sollen hier im Mittelpunkt stehen. Dazu hilft der Blick auf die Startformation zum großen Rennen.

An Position 1 – Harry Hardt (Rolle: Manuel Rodriguez) fährt für „Semper“
An Position 2 – Hermann Speelmans (Rolle: Erwin Banz) fährt für „Arcona“. Sein Manager Otto Wallburg (Rolle Gottfried Paradies) steht ebenfalls mit einem „Arcona“-Trikot neben ihm.
An Position 3 – Georg Pawlack (Rolle: Pawlak) fährt für „Corona“. Sein namentlich noch nicht bekannter Betreuer trägt im Film ein „Berko“-Trikot.
An Position 4 – Heinz Rühmann (Rolle: Willi Streblow) fährt für „Stern“. Sein Betreuer Heinrich Przygodda (Rolle: Pünktchen) hält Rühmann und trägt ebenfalls ein „Stern“-Trikot.
An Position 5 – Georg Kroschel (Rolle: Kroschel) fährt für „Sturmvogel“. Sein ebenfalls namentlich noch nicht bekannter Betreuer trägt im Film ein „Riedusal-Massage“-Trikot.

Hier nun einige Steckbriefe zu den Firmen. Diese und die Abbildungen der Steuerkopfzeichen stellte uns Frank Papperitz vom „Fahrrad-Veteranen-Freunde-Dresden 1990 e.V.“ aus seinem „Handbuch deutscher Fahrradmarken 1817 bis 1965“ zur Verfügung. Dafür herzlichen Dank!

„Arcona“ Berlin

  •  gegr. 1899: „Arcona Fahrradfabrik“, Ernst Machnow
  • 1906: Ernst Machnow, Handlung, Berlin Arconaplatz 1
  • 1925, 1955: Ernst Machnow GmbH, größter Fahrradeinzelhandel Berlins, um 1925 auch Bezug von „Corona“, um 1935 auch Bezug von „Mifa“
  • 1999: Firma erloschen, Marke „Arcona“ später wieder am Markt

„Stern“ Berlin

  • 1897: „Stern-Fahrradwerke A.G.“, R. Zschelletzschky, Berlin 0 34
  • 1899: „Stern-Fahrradwerk A.G. in A.G. für Metall- u. Holzindustrie“, vorm. R. Zschelletzschky
  • Firma baute 1899 auch Eisenbahnfahrräder für Bahnmeisterei, „Stern“-Sportwagen für 4 Personen u.a. nach Konstruktion von Georg Rothgiesser; Marke „Stern“ danach vom Berliner Fahrradhändler Ernst Machnow (Hauptmarke „Arcona“) verwendet
  • 1925 zu „Arcona“

„Semper“ Berlin, Cottbus

  • gegründet 10. November 1924: „Vereinigte Metall- und. Fahradwerke A.G.“, Berlin SW 61
  • 1926: „Norddeutsches Fahrradwerk A.G.“ Berlin SW 29 (Spezialität Rennrahmen), Niederlassung in Cottbus: Willy Woitschützky;
  • 1928: 170 Arbeiter; Marke „Semper“ angeblich später zu „Bauer“ in Klein-Auheim (bisher ohne Beleg)

„Corona“ Brandenburg a.H, Berlin, Sangerhausen, Bremen, Garrel i. O.

  • gegr. 1897: „Corona-Fahrradfabrik Adolf Schmidt“; Brandenburg a. H.
  • seit 1896: „Corona-Fahrradwerke vorm. Ad. Schmidt A.G.“, Brandenburg a. H.
  • seit 1899: „Corona-Fahrradwerke & Metallindustrie A.G.“, Brandenburg; ab 1901 auch Motorradbau, seit 1901 auch Automobilbau, um 1908 kettenlose Modelle, Kunsthochräder, Einräder sowie 3- bis 6-sitzige Fahrräder
  • seit 1929 engere Zusammenarbeit mit „Brennabor“, um der Wirtschaftskrise zu begegnen, am 18. April 1932 jedoch Liquidation der „Corona“-Werke in Brandenburg, die Marke „Corona“ wurde danach noch bis mind. 1938 in Sangerhausen von der „Corona Fahrrad-Fabrik GmbH“ produziert; Vertrieb vorrangig über den Einzelhandel Ernst Machnow (Marken „Arcona“, „Stern“ usw.) in Berlin
  • 1938: „Corona-Fahrrad-Werke GmbH“, Berlin N54 und Sangerhausen (vermutlich in Verbindung zu „Mifa“)
    Eine umfangreiche Firmengeschichte steht in: „Der Knochenschüttler- Zeitschrift für Liebhaber historischer Fahrräder“ Nr. 54 https://historische-fahrraeder.de/wp-content/uploads/2017/04/2012_02_Heft_54_internetversion.pdf 

„Sturmvogel“ Berlin

  • 1897 E. Weingärtner
  • 1897 „Deutsche Fahrradfabrik Sturmvogel“, Piskorski u. Grüttner, gegr. ca. 1895, Marke „Sturmvogel“ am 3.7.1897 angemeldet
  • 1901Alleininhaber der Marke „Sturmvogel“ ist Johannes Grüttner, ab 1903 auch Motorräder im Angebot
  • 1906, 1913: „Deutsche Fahrrad-Werke Sturmvogel“, Gebr. Grüttner, Berlin-Halensee, Automobilfabrik in Berlin-Wilmersdorf
  • 1924, 1928 „Deutsche Handelsgesellschaft Sturmvogel“, Gebrüder Grüttner
  • 1938: „Sturmvogel Fahrrad GmbH“, Berlin N54, Weinmeisterstraße 14, Adresse ist Identisch mit dem Einzelhandel Ernst Machnow („Arcona“, „Stern“…)
  • Marke „Sturmvogel“ ging nach dem Krieg nach Bremen an „Meyer & Co.“ (auch „Cobra“, „Columbia“, „Corso“, „Föhn“, „Hansa“, „Pallas“)

„Berko“ Berlin

„Riedusal“ Göppingen

  • Chemisch-Pharmazeutische Fabrik, führender Hersteller für Hautpflegemittel und Massage-Öl

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