Im Januar 1933 erschien ein Programm-Heft vom „Cine Zoologie“ – ein Kino im Zoo von Antwerpen. Darin enthalten sind auch mehrere Seiten zum Film „Rivaux de la Piste“ bzw. in flämisch „Rivalen der Renbaan“. Zum Inhalt gehört auch die Erinnerung „Wie man ein Renner wird“ von Albert Préjean, der dabei speziell auf die Dreharbeiten auf der Forster Radrennbahn eingeht.
Das Problem ist nun, dass diese Erinnerungen aus 1932 in bedeutenden Passagen von seinen Memoiren “Sky and the Stars“ aus 1956 abweichen.
Dort beschreibt er sich recht glaubhaft als erfahrenen Rennfahrer, der schon praktische Berührung mit dem Stehersport hat und berichtet nur über den Sturz von Heinz Rühmann. Von seinem eigenen „Abflug“ erfährt man jedoch nichts.
In dem belgischen Kinoprogramm aus 1932 liest sich das aber dann doch anders. Schauen Sie selbst.
Wie man ein „Renner“ wird
Als Suzet Maïs und mir eine der Hauptrollen in dem neuen Ufa-Spielfilm „Rivalen der Rennbahn“ angeboten wurde, war ich buchstäblich begeistert. So konnte ich endlich in einem richtigen Sportfilm mitspielen. Meine sportlichen Kenntnisse über eine Radrennbahn waren gleich null, aber das machte die Aufgabe umso reizvoller. Die Rolle des jungen Rennfahrers rein realistisch darzustellen, wie es in Fred Angermayers Theaterstück (nach dem dieser Film adaptiert wurde) vorgesehen war, war mein Ziel. Es ging vor allem darum, durch die Kraft des jugendlichen Optimismus jene Elemente aus dem Profisport zu eliminieren, die ihn so oft zum Spielball rein kommerzieller Berechnungen machen.
Meines Wissens sind schon zahlreiche Filme gelaufen, in denen die Sechstagerennen im Mittelpunkt standen. Aber hier wird der Radfahrer selbst porträtiert. Zu dritt: Jean Brunier, Gabriel Marcillac und ich, mussten wir uns ganz zentral auf die Rennstrecke begeben.
Was hat unser Produktionsleiter Alfred Zeisler gemacht? Er fand eine wunderschön gelegene Rennstrecke in Norddeutschland, wo wir mit der „schweren“ Arbeit für den Film beginnen konnten. Also schlugen wir unsere Zelte in Forst in der Lausitz auf und es dauerte nicht lange, bis unser Training und die Außenaufnahmen begannen.
Selten habe ich mich so schnell in eine Umgebung eingearbeitet.
Am frühen Morgen begann ich mit „echtem“ Training auf einem „echten“ Rennfeld, mit begleitenden „Fahrern“, Masseuren und allen anderen „Notwendigkeiten“.
Zwei Stunden Training, dann Aufnahmen, die während der ersten zwei Wochen stattgefunden haben, sowohl in den Zuschauerrängen als auch auf der Fahrbahn!
Es musste so sein, es musste genau so gemacht werden, denn dieser Sport, der so einfach aussieht, beinhaltet eine Menge!
Wenn man in einem unerbittlichen Tempo hinter einem Motorrad herfährt, merkt man erst, wie unmöglich es ist, da dran zu bleiben. Die Finesse des „Stehers“ liegt gerade darin, seine Geschwindigkeit gut zu berechnen.
In der ersten Woche bestand das Problem darin, ohne Sturz über die Strecke zu kommen. Das wäre mir fast gelungen. Aber am Ende der Woche wollten mein Freund und ich einigen Kameraden, die zu Besuch kamen, zeigen, wie berühmt wir schon waren.
Bei dieser Gelegenheit habe ich mich auch als außergewöhnlicher „Flieger“ ausgezeichnet. Ich flog mit einer Geschwindigkeit von 60 km von meinem Fahrrad durch die Luft. Ein „Gleitflug“ mit schmerzhaften Folgen.
Trotzdem packte uns ein „rasendes“ sportliches Gefühl, als drei Tage später das große Rennen in Anwesenheit der gesamten Forster Bevölkerung startete!
Nach dem Rennen sagte mir mein Partner, der das Camp von Anfang an verfolgt hatte, dass wir uns wie echte Sportler verhalten hätten, zur großen Zufriedenheit unseres Direktors Serge de Poligny.
ALBERT PREJEAN